Kluge Ratschläge

Oh ja! Du bemerkst, dass du älter geworden bist, wenn du anfängst, „kluge“ Ratschläge zu verteilen. Eine Freundin sagte mir einmal, Ratschläge sind auch Schläge. Das habe ich vor ein paar Jahren noch nicht ganz verstanden. Aber mittlerweile weiß ich, was sie damit meint.

Hinter einem Ratschlag verbirgt sich oft der fromme Wunsch, seinem Gegenüber einen gut gemeinten Tipp zu geben. Denn man hat bereits a) viele Dinge selbst schon durchgemacht und b) möchte auch zeigen, dass man es selbst ggfs. vermeintlich besser hinbekommen hat.

Punkt b) ist allerdings nur so halb korrekt, weil, seien wir ehrlich, keiner irgendwas, irgendwie besser hinbekommen hat. Und selbst wenn – was an der Baustelle 1) funktioniert hat, könnte bereits an Baustelle 2) deines jetzt Beratschlagten kläglich versagen.

Aufgrund der wachsenden Lebenserfahrung haben diese Tipps zudem immer etwas noch mehr Belehrendes für den anderen.

Daher, mit Ratschlägen sollte man wirklich vorsichtig sein, denn sie können Freundschaften belasten oder auch ganz auflösen. Auch dein Gegenüber empfindet sie mitunter eher als lästigen Hinweis. Das rührt, so glaube ich, auch vom allgemeinen Trauma her, welches jeder Jugendliche bei seinen Eltern entwickelt hat (– auch wenn die „Alten“ es doch wirklich besser wissen müssen).

Leider gewinnt man damit wirklich keine Freunde. Und grade wenn denkt: „ich meine es doch nur gut“, führt das am Ende immer nur zu Turbulenzen der sozialen Verbundenheit.

Mein Fazit: Obwohl deine Lebenserfahrung mit über 40 deinen Mitmenschen wirklich helfen könnte: Besser lassen – und erst dann was beisteuern, wenn du gefragt wirst.