... frage ich mich beim Belegen meiner
Pausenbrote. Eigentlich ist Routine doch dein Freund. Und galt mir diese früher eher als langweilig oder gar spießig, so ist sie heute der Fluss des Lebens. Ein Fluss, der glücklicherweise immer
weiterläuft und dessen beruhigendes Plätschern einem so sehr den Alltag entstresst.
Warum aber ist das so? Und warum genau empfinde ich das mittlerweile als gut, wo doch heutzutage – mehr denn je – ein jeder nach
Individualität und dem Ausbruch aus dem öden Alltag seines Daseins schreit?
Ein für mich plausibler Grund ist, dass sich viele Menschen durchaus eine solche Freiheit herbeisehnen, die uns z.B. in der
Handywerbung präsentiert wird. Aber kaum ist diese wirklich „da“, sind die meisten doch eher hoffnungslos überfordert mit dem tollen Gefühl „alles tun zu können“.
Und überhaupt – wenn es uns allen so wichtig
wäre, ständig „frei und vogelfrei“ zu sein, warum fahren wir dann nicht einfach hinaus in die weite Welt und erleben und erkunden mit Unterstützung unserer Kreditkarte diese
Freiheit?
Warum eigentlich nicht?
Klar – könnte man kontern, wir müssen ja auch noch arbeiten.
Aber selbst am Wochenende kommt dieses
Gefühl, des unbändigen Freiheitsdrangs, nicht unbedingt bei jedem auf. Ich jedenfalls, kenne keine drei Leute, die beständig Trips unternehmen, obwohl sie es zeitlich könnten.
Fakt ist: Für viele wäre es schon eine Art Road Trip, ab morgen Früh an einer anderen Stelle auf dem Bahnsteig auf den Zug zu
warten.
Nein, wir
sind schon irgendwie festgefahren in Dingen.
Dennoch, Routine ist auch dein Freund. Sie sichert dich ab, gibt dir Ruhe in den Alltag und lässt dich nicht im
Stich.
Ein wesentlicher Faktor ist jedoch, dass es die richtige Art von Routine ist. Sobald Alltagsroutine nur
aus Hektik besteht, wird auch diese über kurz oder lang ein Seelenfresser.
Also, mach‘ Routine zu deinem Freund und idealisiere sie!
Iss weiterhin dein Lieblingsschnitzel, lauf
jeden Tag die gleiche Strecke ab, guck die gleichen Sendungen – lass dich nicht beirren dabei. Bleibe aber trotzdem wachsam für Neues, damit der Tag, mit allem was noch links und rechts passiert,
tatsächlich dir gehört.
Mein Fazit: Nur dann, wenn du dich nicht ständig auf Neues konzentrieren musst, kannst du
auch tatsächlich das wirklich Besondere im Alltag richtig wahrnehmen, oder nicht?
Ich ziehe meinen Mantel an und gehe aus dem Haus.
Als ich den Bürgersteig betrete, bekomme ich den allmorgendlichen Zivilisationsschock links und rechts um die Ohren gehauen. Es ist laut. Der Verkehr strömt und die Abgase benebeln mich. Die
Bürgersteige sind picke packe voll mit Leuten, die ebenfalls alle irgendwo hinwollen, um irgendwas zu tun. Es ist wie im Ameisenhaufen. nur nicht so geordnet.